Schule und Bildung

Alle Kinder können ein Jahr vor Schuleintritt (mit 7 Jahren) die Vorschule besuchen, je nach Bedarf auch stunden- oder tageweise, ganz nach Belieben.


Bei unserem Aufenthalt auf Anna's Farm lernen wir Ihren Enkel Arno (8 Jahre) kennen und erfahren so aus erster Hand etwas über seinen Alltag: Jeden Morgen wird er gegen 6.45 Uhr von seiner Familie nach Heidelberg zur Schule gebracht. Das sind immerhin 25km und natürlich muss er auch nachmittags, um 13.00 Uhr, wieder abgeholt werden. Arno ist "in einer besseren Schule", da, wie wir aus verschiedenen Gesprächen immer wieder erfahren, sich die "normale Schule" zwar meist in der Nähe befindet, aber doch eher für Schwarze geeignet sind. Als Erklärung dienen die schlechte Ausstattung und das geringe Bildungsangebot ... und ja, man bleibt lieber unter sich.


Weiterführende Schulen sind dann auf dem Land noch rarer, bringen noch weitere Wege mit sich, so dass die meisten Kinder ab dem 5. Schuljahr ins Internat gehen. Dies ist die Normalität, zumal hier alle Familien von der Landwirtschaft leben, riesige Farmen und gar keine andere Möglichkeit haben bzw. kennen.


Auch Annas Kinder kamen mit 10 Jahren in ein Internat, d.h., sie fuhren Montagmorgen los, Anna besuchte sie Mittwochnachmittag, bevor beide am Freitagnachmittag wieder abgeholt wurden und so das Wochenende zu Hause verbrachten.


Annas kleine Enkeltochter ist jetzt 5 Jahre alt und die Mutter, Annas Tochter, wird wohl ihren Beruf als Juristen demnächst aufgeben und ihre Tochter zu Hause selbst unterrichten. Seit Corona ist Homeschooling möglich.


Und daneben scheint es vollkommen normal zu sein, dass die (weißen) Mütter zu Hause sind, sich um die Kinder kümmern, zumal die Fahrten zur Arbeit schwierig sind: Ein Zweitwagen, Benzinkosten und auch die langen Arbeitswege sind hier wichtige Aspekte.


Am Kruger Nationalpark lernen wir Patricia kennen, eine schwarze Angestellte in unserem Camp, mit der wir uns oft unterhalten haben. Sie lebt alleine mit ihren 2 Kindern und während ihr Sohn mit seinen 15 Jahren nur noch rumhängt, kaum zur Schule geht, lernt ihre 9- jährige Tochter gerne. Beide Kinder sind meist 8 Tage auf sich alleine gestellt, bevor Patricia an ihrem freien Tag (1,5 Tage) nach Hause fährt und nach langer Busfahrt dann bei ihren Kindern sein kann. Ansonsten ist der Sohn für seine kleine Schwester da und ab und an schaut auch mal eine Nachbarin nach den Kindern. Damit lastet auf dem Sohn eine riesige Verantwortung, muss er sich um Haushalt, Einkauf, Verpflegung kümmern, auch dank Patricias Kreditkarte, die wiederum aufgrund des geringen Verdienstes nur sehr wenig Spielraum lässt.